Neue Studie: Hautkrebs in der Nähe von Radiosendern deutlich erhöht
Quelle: Hallberg Ö. & Johansson o. 2002: Melanoma incidence and frequency modulation (FM) broadcasting. Arch. Environ. Health 57, 1. 32-40, Zusammenfassung vom Ecolog-Institut (EMF-Monitor 4/August 2002)
Seit den 60er Jahren ist die Hautkrebsrate in vielen hochindustrialisierten Ländern stetig gestiegen. Als Ursache hierfür wird in Mittel- und Nordeuropa u.a. das intensive Sonnenbaden in Freizeit und Urlaub angesehen, aber auch bestimmte Umwelteinflüsse, die sich auf die Haut auswirken, werden diskutiert. In den letzten zehn Jahren ist als möglicher Auslöser noch die Zunahme der UV-Strahlung im Frühjahr durch die teilweise Zerstörung der stratosphärischen Ozon-Schicht hinzu gekommen. In ihrer 1997 vorgelegten epidemiologischen Studie fanden Dolk u. a. jedoch auch einen Zusammenhang zwischen der Nähe des Wohnorts zu Radiosendern in England und dem Auftreten von Hautkrebs. In einer aktuellen Untersuchung sind Örjan Hallberg und Olle Johansson vom renommierten Karolinska Institut in Stockholm der Hypothese nachgegangen, dass die Zunahme der Hautkrebsrate sogar vollständig durch die Ausbreitung der UKW- bzw. FM-Sendernetze zu erklären ist. Sie berechneten auf
1.) der Basis der Entwicklung der Gesamtexposition der Bevölkerung, d.h. der Zahl der Personen, die pro Jahr von den sich ausbreitenden Radionetzen mit frequenzmodulierten Trägerwellen im Frequenbereich 87 bis 108 MHz erreicht wurden,
2.) der Überlebenswahrscheinlichkeit der Bevölkerung und
3.) der altersspezifischen Inzidenzrate
die Wahrscheinlichkeit, an Hautkrebs zu erkranken, in Abhängigkeit von der Expositionszeit.
Die für vier Länder (Dänemark, Norwegen, Schweden, USA) berechneten Werte für die Hautkrebsinzidenz stimmen erstaunlich gut mit der tatsächlich beobachteten Hautkrebsrate überein. Außerdem zeigt sich in den Daten für 288 schwedische Gemeinden eine starke Korrelation zwischen der Hautkrebsrate und der Zahl der Radiosender, die lokal empfangen werden können. Auch ist ein Zusammenhang zwischen der mittleren Leistungsflussdichte in 27 schwedischen Landkreisen und der Hautkrebsrate zu erkennen. Die Leistungsflussdichte wurde einfach aus der insgesamt emittierten Leistung in einem Landkreis, dividiert durch die Fläche des Landkreises, berechnet.
Die Autoren schließen aus den Ergebnissen ihrer Untersuchung, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Hautkrebsrate und der Exposition durch hochfrequente, frequenzmodulierte Felder von Radiosendern gebe, und dass selbst Leistungsflussdichten von 30 Mikrowatt/Quadratmeter nicht als sicher angesehen werden könnten.
Sie weisen darauf hin, dass das Risiko offensichtlich von der Sendefrequenz abhängt. Dem menschlichen Körper bzw. bestimmten Körperteilen können nämlich aufgrund ihrer Länge bestimmte Resonanzfrequenzen zugeordnet werden, bei denen die elektromagnetischen Felder besonders gut absorbiert werden. Die Frequenz der Sender von 856 bis 108 MHz entspricht Längen von 105 bis 135 cm, d.h. der gesamten Körperlänge von Kindern bzw. der Länge der Arme, Beine oder des Rumpfes bei Erwachsenen. Anders als in Westeuropa und den USA, in denen der Frequenzbereich von 85 bis 108 MHZ benutzt wurde, erfolgt der Betrieb der FM-Sender in den ehemaligen Ostblockländern und Japan bei Frequenzen um 70 MHz. Um bei diesen niedrigeren Frequenzen Resonanz zu erreichen, sind größere Körperteillängen erforderlich. Hallberg und Johansson verweisen darauf, dass in allen Ländern mit niedrigeren Senderfrequenzen, bei denen das Erreichen der Resonanzbedingung unwahrscheinlicher ist, die Hautkrebsrate niedriger ist. Da diese Länder dabei seien, ihre Sender auf den in Westeuropa und den USA genutzten Frequenzbereich umzustellen, sei mit einer Zunahme der Hautkrebsrate zu rechnen.
Wichtig für die Bewertung möglicher Risiken und für Vorsorgemaßnahmen ist nach Ansicht der Autoren die Tatsache, dass die Sender meist horizontal polarisierte Wellen abstrahlen, so dass die Resonanzbedingung vor allem dann erfüllt ist, wenn sich der Körper in einer horizontalen Position befindet, also während des Schlafes. Sie empfehlen deshalb, das Bett in eine Richtung zu drehen, in der die geringste Aufnahme elektromagnetischer Energie aus einer horizontal polarisierten Welle erfolgt.
Kommentar der Elektrosmognews: Die Vorsorgeempfehlung der Autoren ist unrealistisch, denn welcher Anwohner weiss denn, in welcher Richtung sein Bett die geringste Menge elektromagnetischer Energie aufnimmt? Und wäre es nicht sinnvoller, die Ursachen zu bekämpfen, z.B. die Sendeleistung zu senken und Abstände und Höhenunterschiede zu erhöhen?