Besorgt um Gesundheitsrisiken
durch UMTS
Schon 77 Ärztinnen und Ärzte
aus Bamberg haben einen Appell an Politiker, Wissenschaftler und
Verantwortliche des Gesundheitswesen unterschrieben. Sie fordern diese auf, den
weiteren Ausbau der Mobilfunktechnologie zu unterbinden und die Bevölkerung
über die Gesundheitsrisiken bei der Benutzung von Handys aufzuklären. Der
“Bamberger Appell” wurde von Medizinern unterschiedlichster Fachrichtungen
unterzeichnet. Unter ihnen auch der Chefarzt der Kinderklinik am Klinikum.
Die Ärzte-Initiative möchte
eigenen Angaben zufolge ein Umdenken bei den politischen Entscheidungsträgern
in Stadt, Land und Bund anstoßen. Aktueller Hintergrund sind die im Rathaus
vorliegenden Anträge zur Aufstellung von mehreren zusätzlichen
Mobilfunkantennen innerhalb Bambergs. Die Menschen in den einzelnen Vierteln
sind besorgt und versuchen die Installationen zu verhindern. In ihrer Sorge um
die eigene Gesundheit und vor allem die ihrer Kinder suchten viele den Rat
ihrer Ärzte.
Brief an OB und Stadträte
Einer von ihnen, Dr. Helmut
Heyn, begründete seine Bedenken in einem Schreiben an den Oberbürgermeister und
die Stadträte und sprach mit Kollegen über das Thema. Dabei zeigte sich, dass
viele Ärzte Bedenken gegen den weiteren Ausbau des UMTS-Netzes und vor allem
angesichts des gedankenlosen Umgangs von Kindern und Jugendlichen mit dem Handy
hegen. Darauf hin wandten sich neun Ärzte gemeinsam in einem Schreiben mit dem
Appell an alle niedergelassenen Ärzte in Bamberg, in einigen Nachbargemeinden
und an das Klinikum. 77 haben sich bis jetzt angeschlossen, täglich kämen neue
hinzu, teilt Mitinitiatorin Dr. Cornelia Waldmann-Selsam mit.
Mit dem “Bamberger Appell”
wollen die Ärzte nicht nur die Entscheidungsträger aufrütteln sondern auch die
Bürger. Die Hinweise auf die Gesundheitsgefahren durch die UMTS-Technik für eine
wachsende Zahl von Betroffenen nähmen in erdrückendem Maß zu und dürften nicht
länger ignoriert werden. Untersuchungen in den vergangenen zwei Jahren hätten
beispielsweise Durchblutungsstörungen im Gehirn nach Telefonaten per Handy
belegt, wiesen auf Veränderungen der Gehirnströme und eine Verschlechterung der
Gehirnleistung hin.
Dennoch seien Reaktionen der
Politiker und Entscheidungsträger im Gesundheitswesen ausgeblieben und werde
der UMTS-Ausbau ungebremst fortgesetzt. Dem will die Gruppe Bamberger Ärzte
nicht länger tatenlos zuschauen.
Sie wollen die Bevölkerung
über mögliche Auswirkungen der Mobilfunktechnologie informieren und kündigen
an, gemeinsam mit Lehrern und Schulleitern nach Wegen zu suchen, damit die
Belastung junger Menschen mit elektromagnetischen Feldern reduziert wird. Die
Ärzte wollen darüber hinaus Hausbesitzer auffordern, ihre Dächer nicht für die
Montage von Mobilfunkantennen zur Verfügung zu stellen, “da nicht
ausgeschlossen ist, ob dies dem Nachbarn und der Nachbarin schadet”. Schließlich
richtet sich ihr Appell an die verantwortlichen Politiker, mit gesetzlichen
Bestimmungen Vorsorge für die Gesundheit der Bürger zu treffen.
Kindern Vorbild sein
An die Erwachsenen wenden
sich die 77 Ärztinnen und an Ärzte mit der dringenden Bitte, bewusst mit dem
Handy umzugehen und Heranwachsenden dabei ein Vorbild zu sein. Sie raten allen
Handy-Nutzern, die Empfehlungen des Landesamts für Umweltschutz und des
Staatsministeriums für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz zu
beherzigen:
- Nur telefonieren, wenn es
wirklich nötig ist.
- Für längere Gespräche
Festnetz-Telefone, Fax und E-Mail nutzen.
- Kritisch überprüfen, ob man
wirklich überall – Bus, Zug, Auto, Schule, Theater, Kino – erreichbar sein
muss.
-
Verzicht auf schnurlose
DECT-Telefone
Fränkischer Tag, Bamberg, 27.7.2004