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Zensur der Wissenschaft bei STUK / Finnland – das Ministerium kümmert sich nicht ...

Freie Übersetzung des Beitrages von Dariusz Leszczynski,

veröffentlicht am 30. Januar 2014 unter dem Link
http://betweenrockandhardplace.wordpress.com/2014/01/30/censorship-of-science-at-stukfinland-ministry-doesnt-care/
mit unwesentlichen Kürzungen.
Maßgeblich bleibt das englische Original!

Der letzte Tag des Jahres 2013 war mein letzter Arbeitstag bei STUK – Amt für Strahlen- und Kern-Sicherheit“ („Radiation and Nuclear Safety Authority“) in Helsinki, Finnland.
Ich kam vor fast 22 Jahren zu STUK, im Februar 1992, um mit einem Forschungsstipendium zu arbeiten. Bald wurde mir angeboten, Mitarbeiter von STUK zu werden, und ich kletterte auf der wissenschaftlichen Karriere-Leiter, beginnend als Wissenschaftler, dann als leitender Wissenschaftler, Projektleiter und schließlich wurde ich im Jahr 2000 Forschungsprofessor. Ich war in der Top-Gehaltsgruppe der STUK-Mitarbeiter, die vor einigen Jahren eingerichtet wurde, um die Abwanderung von Experten von STUK in die Industrie zu verhindern. Die Gruppe wurde eingerichtet, weil STUK sonst nicht in der Lage gewesen wäre, die gestellten Aufgaben zu erfüllen. Ich war einer von ihnen ...

Die „Auswirkungen von Handy-Strahlung auf die Gesundheit“ sind ein sehr umstrittenes Thema, sowohl wissenschaftlich als auch "politisch". Ich wurde darin 1997 nicht aus meinem eigenen freien Willen involviert, sondern weil der Job mir von meinen Vorgesetzten gegeben wurde. Anfangend von null, ohne Erfahrung im EMF-Bereich, haben wir die STUK Handy-Forschung dank harter Arbeit meiner Forschungsgruppe zu internationalem Ansehen gebracht.

Allerdings gab es "politische" Probleme. In erster Linie gab es Probleme mit ICNIRP.

Einer der STUK-Mitarbeiter war und ist immer noch Mitglied von ICNIRP. Meine und seine Meinungen stimmten nicht immer überein. Ich führte als STUK-Politik „Vorsorge und Warnung für Kinder“ ein, was dem ICNIRP-Mitglied von STUK nicht gefiel. Doch der oberste Chef der STUK stimmte mit meinen Meinungen überein, dem Vorsorgeansatz sowie dem Ratschlag zur Expositions-Begrenzung von Kindern als Standard-Nachricht von STUK ab 2001 zu folgen.

Meine Meinungen wurden offenbar „geduldet", aber klar, nicht immer war das bei Experten von STUK beliebt und führte zu Versuchen der Zensur meiner wissenschaftlichen Meinungen.

Den ersten ernsthaften Versuch, meine Meinungen zu zensieren, gab es im Jahr 2009. Ich wurde eingeladen, meine Meinungen vor dem US-Senat bei der Anhörung durch den Bewilligungsausschuss zu präsentieren. Ich wurde am Rande der Anhörung gebeten, meine Meinungen zu Fragen der Handy-Strahlung und Gesundheit in Form einer schriftlichen Erklärung zu präsentieren. Als das erfolgt ist, gab es einen Versuch der Zensur, als ich gebeten wurde, dieses Dokument an andere Personen von STUK weiterzugeben und deren Kommentare und Meinungen einzubeziehen. Ich weigerte mich und erregte damit Unwillen... Anstatt einer sehr einzigartigen Erfahrung brachte mir meine Teilnahme an der Anhörung vor dem US-Senat eher Probleme mit meinen Chefs und anderen Experten bei STUK.

Der andere Fall, der mir nachteilig in den Augen meiner Chefs wurde, war meine Teilnahme in der IARC-Bewertung der krebserzeugenden Wirkung von Handy-Strahlung im Mai 2011. Ich war der einzige STUK-Experte, der zu diesem wichtigen Ereignis, das in Lyon 30 internationale Experten versammelt hat, eingeladen wurde. Diese Einladung, sowie das Endergebnis der IARC-Beratungen, die Handy-Strahlung als mögliches menschliches Karzinogen einzustufen, war nicht nach dem Geschmack anderer STUK-Experten. Ich war „schuldig" an der „falschen Meinung“, trotz der Tatsache, dass von 30 (anwesenden) Experten rund 27 für die gleiche Einstufung wie ich stimmten .

Dann, im Juni 2011 veröffentlichte ich eine Wissenschafts-Blog, wo ich gefragt habe, ob die in dem Interphon-Projekt beteiligten Wissenschaftler wissenschaftliches Fehlverhaltens begehen, wenn statt der Veröffentlichung eines ganzen Satzes von Daten, dieser in zwei separat gespaltene Sätze veröffentlicht wird. Da unter den 16 Forschungsgruppen, die aus 13 verschiedenen Ländern kamen, die STUK-Gruppe war, wurde meine kritische Meinung zum Interphon-Projekt von meinen Chefs und anderen STUK-Experten als Kritik an meinen eigenen Kollegen aus meinem eigenen Institut gewertet. Niemand wollte dabei die aufgeworfene wissenschaftliche Frage diskutieren. Unter der Drohung, aus meinem Job entlassen zu werden, hat mein oberster Chef gefordert, meinen ursprünglichen Blog-Text durch einen in persönlicher Zensur "überarbeitete" Version, zu ersetzen. Ich war nicht glücklich darüber, aber unter der gegebenen Androhung folgte ich und beugte mich der Zensur.

Offenbar war meine Meinung über die Unrichtigkeit nicht falsch, weil „The Scientist Magazin“ keine Probleme mit der Veröffentlichung meiner Meinung in dieser Angelegenheit hatte.

Den nächsten Kampf mit der Zensur hatte ich 2012. Zu diesem Zeitpunkt war der oberste Chef von STUK, der meinen Blog zensierte, bereits im Ruhestand … .
Im Frühjahr 2012 wurde ich eingeladen, bei einer Veranstaltung der KONE-Stiftung über meine Ansichten zur Handy-Strahlung und Gesundheit zu sprechen. Die Chefin meiner Abteilung forderte, meine Dias zu sehen, und als sie herausgefunden hatte, dass in der Einführung zu meinem Vortrag eine kritische Meinung zum wissenschaftlichen Wert des Interphon-Projektes enthalten ist, verlangte sie, dass ich nicht über Interphon spreche. Sie hat mich deutlich darüber informiert, wenn ich das Interphon-Projekt kritisiere, kritisiere ich auch die Kollegen von STUK - was ist nicht erlaubt ist und nicht toleriert wird. Ich war damit nicht einverstanden und habe die kritisierten Dias nicht ausgesondert. Ein paar Tage nach dem Vortrag habe ich vom Leiter der Abteilung einen schriftlichen Verweis erhalten. Meine Beschwerde an den neuen obersten Chef von STUK wurde als unwirksam abgewiesen.

Kritisch über ein Wissenschafts-Projekt zu sprechen, bei dem bei STUK mitarbeitende Wissenschaftler beteiligt sind, ist nicht erlaubt. Wer einer solchen Wissenschafts-Zensur widerspricht, wird entlassen, wie es mir passiert ist.

Natürlich würden meine Chefs, wenn sie direkt gefragt werden, ob der Zensur-Vorgang der wahre Grund dafür war, mich gehen zu lassen, das nie zugeben. Das wäre nämlich ein Fall von gesetzlicher Haftung. Sie werden auf den offiziell angegebenen Grund der Labor-Schließung infolge einer Forschungs-Reform und finanziellen Zwängen bestehen.

Meiner persönlichen Meinung nach, war Geld jedoch nicht der Grund, weil:
◾ zwei verschiedene Laboratorien, die über 20 Personen beschäftigen, gleichzeitig in Reaktion auf die staatliche der Forschungs-Reform in staatlichen Labors geschlossen wurden. Aber: Von den mehr als 20 Beschäftigten wurde nur einer (!) entlassen

◾ der entlassene Mitarbeiter, ich, bat, in Teilzeit arbeiten zu dürfen, um Geld zu sparen, und zur gleichen Zeit für STUK weiter zu arbeiten

Mein Vorschlag zur Teilzeitarbeit wurde abgelehnt. Die Tatsache, dass der Abteilungsleiter per E- Mail bei anderen Abteilungsleitern nachfragte, ob sie eine Beschäftigung für mich haben, bedeutet praktisch nichts. Es war nur eine Formsache, die später zeigen sollte, dass eine „Anstrengung" (?) unternommen wurde.

Lassen Sie uns nicht naiv sein, sie wollten mich nicht, weil ich mich der Wissenschafts-Zensur entgegengestellt habe.

Auf diese Weise wurde meine fast 22 Jahre sehr erfolgreiche Arbeit bei STUK beendet. Die Zensur spielte, meiner Meinung nach, die entscheidende Rolle.

Dieser Fall des persönlichen Zensur-Problems ist jedoch ein Indikator für ein breiteres Problem, dass sich bei STUK zusammenbraut:

Es gab immer in den letzten 22 Jahren, als ich bei STUK arbeitete, Beschwerden über die schlechte Qualitätsführerschaft bei STUK. Die Situation scheint sich zu verschlechtern. Die administrativen Befugnisse sind in die Hände von Personen gefallen, die den freien Austausch von wissenschaftlichen Meinungen nicht zulassen. Ihrer Meinung nach ist es falsch, kritisch über die Forschung, die in der gleichen Institution getan wird, zu sprechen. Sie verstehen nicht, dass kritische Meinungen der Wissenschaft die Grundlage des wissenschaftlichen Fortschritts sind. Sie scheinen zu bevorzugen, was in Finnland als "hyvä veli / hyvä sisar"-Netzwerke (Buddy - System) bekannt ist. Es schlägt sich nieder in dem Wahlspruch: "Kritisieren Sie mich nicht, ich kritisiere Sie auch nicht, selbst wenn wir beide etwas falsch machen."

Dies ist eine sehr gefährliche Situation, wenn es in der Institution, die kontrolliert und die Nutzung der Strahlung in der Gesellschaft überwacht und regelt, sowie dafür sorgt, dass die Strahlungsgrenzwerte sicher und gut definiert sind, sowie praktisch umgesetzt werden. Gefährlich, weil einige Bürokraten von STUK mehr Wert auf das Buddy - System zu legen scheinen als auf die wissenschaftliche Wahrheit und bereit sind, Fehlervertuschung (cover-up-errors) zu begehen. Denn was sonst war die Zensur zur Debatte über Fehler bei der Auswertung der Interphon-Daten? „Cover up ...“

Schließlich setzte ich mich mit dem Ministerium in Verbindung, das für die Überwachung von STUK verantwortlich ist, um in der Angelegenheit meiner Entlassung und der Rolle der Zensur in ihr um Stellungnahme nachzusuchen. Laut der Nachricht, die ich von der Assistentin des Ministers erhalten habe, sind Ernennungen und Entlassungen von Mitarbeitern bei STUK eine interne Angelegenheit von STUK. Es scheint so, dass der oberste Chef von STUK über dem Minister in seinen Befugnissen steht, auch wenn Mitarbeiter sich über eine mögliche Ungebührlichkeit beschweren ... Es scheint niemand zur Bearbeitung von Beschwerden über dem Generaldirektor von STUK zu stehen, denn selbst der Minister ist hilflos ...
Was noch besorgniserregender ist, der Minister schien voll zufrieden darüber, was STUK gesagt hat und kümmerte sich gar nicht um die Frage einer möglichen Zensur von Expertenmeinungen bei STUK.

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Laut Link:
http://betweenrockandhardplace.wordpress.com/2014/01/30/i-am-chief-editor-of-specialty-radiation-and-health-in-the-frontiers-in-public-health/

ist Dariusz Leszczynski nun
Chefredakteur des neuen Fachgebiets "Strahlung und Gesundheit"
im Sektor Öffentliche Gesundheit
der Schweizer Open-Access-Fachzeitschrift
"Frontiers in Public Health"




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