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Schweiz/Kanton Luzern: Vermieter löst Vertrag mit Mobilfunkbetreiber Orange auf

Aus: Neue Luzerner Zeitung, 10.01.2002

Widerstand gegen Mobilfunkantenne in Hergiswil

Selbst die Eigentümer blocken jetzt ab

Die Firma Orange will in Hergiswil in einem Wohngebiet auf einer Möbelfabrik eine Mobilfunkantenne bauen. Jetzt gibt es von den Anwohnern Widerstand.

Mit Datum vom 12. Dezember 2001 ging beim Gemeinderat Hergiswil ein Baugesuch für eine Mobilfunkantenne an der Sonnmattstrasse 1 ein. Bauherr ist die Orange Communication SA, mit Sitz in Zürich und Lausanne. Die geplante Mobilfunkantenne soll auf der Fabrik der Pilatus Möbel AG von Beat Schneider entlang des Kamins realisiert werden. Die Baukosten betragen rund 30 000 Franken.

Widerstand von über 30 Personen

Als das Projekt im Amtsblatt vom 21. Dezember 2001 publiziert wurde, haben sich einige Anwohner sofort zu einer Interessengemeinschaft gegen dieses Bauvorhaben organisiert. Bis heute haben sich über dreissig Personen bereit erklärt, eine gemeinsame Einsprache zu unterzeichnen. Die Initiantin dieser Interessengemeinschaft, die nicht genannt sein möchte, erklärt: «Wir möchten klarstellen, dass wir nicht gegen Mobilfunk sind, nur gegen Standorte in Wohnquartieren. Es gibt genügend Alternativen.» Dabei macht die Initiantin vor allem die schädliche Strahlenbelastung geltend, über die selbst wissenschaftliche Untersuchungen sehr widersprüchliche Aussagen liefern.

Frieden ist ihm wichtiger

Eigentümer der Liegenschaft Sonnmattstrasse 1, wo die Möbelfabrik steht, ist die Erbengemeinschaft des Manfred Schneider, der am 7. Juli 2001 verstorben ist. Sein Sohn Beat Schneider erklärt: «In der gutmütigen Meinung, es diene der Allgemeinheit, haben wir uns bei der Anfrage durch Orange bereit erklärt, unser Dach für die Anbringung der Antenne zur Verfügung zu stellen.» Er habe aber nie mit Widerstand gerechnet, da ja bald jeder ein Natel besitze. Da Beat Schneider das freundnachbarliche Verhältnis nicht aufs Spiel setzen wollte, hat er sich mit den Nachbarn zu einer Aussprache getroffen und beschlossen, sich vom Projekt zu distanzieren. Mit Schreiben vom 4. Januar 2002 teilte er deshalb im Namen der Erbengemeinschaft der Firma Orange Folgendes mit: «Es hat sich eine grosse Gegnerschaft gebildet, welche Einsprache gegen Ihr Bauvorhaben macht. Da das Ganze noch personifiziert gegen mich und meinen Bruder Manfred gerichtet ist, haben wir uns entschlossen, Ihnen mitzuteilen, dass wir Ihnen unsere Liegenschaft für die Anbringung einer Antenne nicht zur Verfügung stellen.» Damit verzichtet die Erbengemeinschaft auf die Abgeltung von jährlich 2000 Franken. Aber darum ging es der Erbengemeinschaft auch gar nie.

Strahlenkataster fehlt

Trotz dieses Rückzugs der Bereitschaft durch die Eigentümer ist es völlig offen, ob die Firma Orange die Antenne bauen kann. Es besteht nämlich eine Art Vorvertrag, sodass die Gegner ihre Einsprache trotzdem einreichen werden. Unterstützt werden sie vom Hergiswiler Peter Wandfluh, der im Bereich der Mobilfunkantennen als anerkannter Spezialist gilt. Wandfluh, der auch Mitglied in der Hergiswiler Sozialkommission ist, bemängelt vor allem die fehlende Objektivität der Strahlungsmessungen. «Im Kanton gibt es keinen Menschen, der das nachprüfen kann», erklärt Peter Wandfluh. Und weiter: «2 bis 3 Prozent der Bevölkerung sind extrem anfällig auf solche Strahlungen, weshalb man beim Bau solcher Antennen sehr sensibel sein müsste.» Er vermisst eine Art Kataster, der Auskunft gibt über die Eignung für den Bau solcher Mobilfunkantennen. Seine Forderung: «Der Gemeinderat Hergiswil soll beim Kanton vorstellig werden, um die Erstellung solcher Kataster in die Wege zu leiten, kantonal oder auf Bundesebene». Zum weiteren Vorgehen will die Firma Orange vorläufig nichts sagen, denn man habe das Schreiben der Eigentümer erst gestern erhalten. Die geplante Mobilfunkantenne ist die fünfte in Hergiswil, jedoch die erste auf Wohngebiet. Die andern vier sind alle am andern Ende des Dorfes im Bereich des Lopperwaldes in der Wald- oder Landwirtschaftszone.

VON KURT LIEMBD

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