Aus: Kleine Zeitung, 5.12.2001

Oh du fröhliche Vermehrung der Kärntner Handymasten

Sender bald bewilligungspflichtig. Jetzt Panik-Installierungen. Gruppe Klagenfurter findet sich in einem Masten-Bermudadreieck

VON EVA GABRIEL

Wie im Herbst die Schwammerln, schießen jetzt im Winter die Handymasten aus dem Boden. Aber das liegt nicht am Klima, sondern an einem Gesetz, das sich in Kärnten mit Jahresfrist ändert: Ab 1. Jänner 2002 ist das Aufstellen der Stationen bewilligungspflichtig.
Die Mobilfunk-Betreiber müssen dann einen Antrag bei der Gemeinde stellen, sie müssen vermutlich einige Monate warten, bis die Bewilligung durch ist. Und: Die Nachbarn haben dann Parteienstellung, was jetzt - noch genau 26 Tage lang - NICHT der Fall ist.

Das Nichtsmachenkönnen - ein ziemlicher Horror für eine Gruppe von Bewohnern des Klagenfurter Stadtteils St. Martin. Ihnen werden in diesen Stunden zwei Handymasten der Betreiber max.mobil und tele.ring vor die Nase geklotzt. Unternehmer Werner Rapatz, einer der Anrainer: "Die versuchen da zack, zack mit aller Gewalt die Stationen noch aufzustellen. Das ganze Viertel ist in Aufruhr."

Beide Masten werden auf das selbe Wohnhaus montiert, dessen Besitzer damit monatlich mehrere Tausend Schilling einnimmt. Seine Mieterin will ausziehen, weil sie nicht unterm Sender schlafen will. Nachbarin Waltraud Schöffmann sagt: "Eine massive Bedrohung." Fast wie ein Bermudadreieck, in dem ein gesundheitlicher Untergang befürchtet wird: Ein Handy-mast steht nämlich ohnehin schon ein Jahr lang in St. Martin.

Während der Klagenfurter Rechtsanwalt Ernst Maiditsch prüft, wie er den Mast-Nachbarn helfen kann, kommt von der Gegenseite wenig Einsehen. Thomas Barmüller, Geschäftsführer des Forum Mobilkommunikation: "Die Angst ist völlig irrational. Es gibt keine nachgewiesene gesundheitliche Bedrohung. Im Verkehr sterben in Österreich jährlich 1000 Menschen. Will deswegen jemand die Autos abschaffen?"