ARD-Report zum Thema Mobilfunk (28.01.) mit überwältigender Zuschauerresonanz
Quelle: ARD/SWR
3,6 Millionen sahen "Report"
Report-Redaktion: "Die Resonanz
zu diesem Thema war die überwältigendste, die wir bisher bei
unserer Sendung REPORTnachgefragt verzeichnen konnten. Unsere Redaktion
wird mit Zuschriften regelrecht
überschüttet, auch
unser vor einigen Wochen neu eingerichtetes online-forum
wird rege genutzt. In der Mehrzeil
sind die Menschen besorgt und haben ein sehr großes Informationsbedürfnis.
Wir werden diese Thematik sicher nicht aus den Augen verlieren."
Wir bedanken uns bei der Report-Redaktion für die sehr kritische Sendung zum Thema Mobilfunk. Wenn auch manche Aspekte noch deutlicher betont hätten werden müssen (so z.B. der Verweis auf die Schweizer Grenzwerte, dies liegen zum Teil geringfügig niedriger, sind aber immer noch viel zu hoch , so hinterfragte die Redaktion dieses immer brisanter werdende Thema sehr kritisch und gab sich nicht mit Ausflüchten zufrieden.
Hier noch einmal die Zusammenfassung der Sendung:
Moderation Bernhard Nellessen:
Machen Handys krank? Diese Frage sorgt bundesweit für Streit. Guten Abend zu REPORT Mainz.
40.000-50.000 weitere Antennen müssen in nächster Zeit allein zum Aufbau des neuen Mobilfunkstandards UMTS errichtet werden. Besorgte Bürger und namhafte Experten befürchten Gesundheitsschäden und fordern niedrigere Grenzwerte wie z. B. in der Schweiz. Das wäre machbar, aber teuer, denn man bräuchte noch mehr Masten, mit dann allerdings geringerer Strahlung.
Der Bundesregierung werfen Kritiker Untätigkeit vor, aus Angst, die Industrie könne Milliarden aus der UMTS-Versteigerung zurückfordern. Sebastian Bösel berichtet.
Bericht:
Eine neue Form des Protests: Blutabnahme als Demonstration gegen eine Mobilfunkantenne in einem kleinen Ort bei Paderborn.
O-Ton:
»Wenn jetzt der Mast in Betrieb geht, möchte ich einfach wissen, was dabei herauskommt, für unsere Kinder und auch für uns. Und wenn sich wirklich Veränderungen einstellen, dass man dann auch irgendwelche Schritte einleiten kann, und wenn es gerichtlich ist.«
O-Ton:
»Wissen Sie, was hierbei rauskommt?
Ich halte das hier für eine reine Vorsichtsmaßnahme und vielleicht
auch ein bisschen Schuss vor den Bug, dass man nicht einfach machen kann
mit dem Bürger, was man will.«
Ob Mobilfunkstrahlung etwas am Blutbild
verändert, ist wissenschaftlich umstritten. Die Bürger wollen
aber gerüstet sein, wenn die Antenne im Ort eingeschaltet wird. Und
um diese Antenne geht es in Wewelsburg: Die Telekom will sie jetzt in Betrieb
nehmen.
O-Ton Hans-Georg Kolb, Interessengemeinschaft Wewelsburg,:
»Wir befürchten hier starken
Elektrosmog, einmal in den angrenzenden Anwohnergebieten und hier im Kindergarten.
Und das können wir eigentlich nicht zulassen.«
Unmut nicht nur über die Telekom.
Die Wewelsburger fühlen sich auch vom Kanzler im Stich gelassen.
O-Ton:
»Weil nur, nach unserem Dafürhalten,
kommerzielle Gesichtspunkte den Vorrang haben. Und das passt sehr gut zu
unserem Industriekanzler.«
O-Ton,:
»Das finde ich unmöglich,
weil es eigentlich auch bekannt ist, dass unter diesen Grenzwerten biologische
Auswirkungen vorhanden sind.«
Wir erinnern uns: August 2000. Die Mobilfunkbetreiber ersteigern die Lizenzen für die neue Handy-Generation UMTS für 100 Milliarden Mark. Dicke Kasse für den Bundeshaushalt.
Vor ein paar Wochen im Kanzleramt: Hinter verschlossenen Türen einigt man sich mit den Mobilfunkbetreibern. Sie verpflichten sich, die Öffentlichkeit besser zu informieren, die Grenzwerte aber bleiben unverändert. Ein Einknicken wegen der UMTS-Milliarden?
Die Angst vor den Mobilfunkwellen,
begründet oder nicht? Die Wissenschaft ist sich noch nicht einig,
obwohl es mittlerweile weltweit Tausende Studien gibt. Im Auftrag der T-Mobil
hat der Wissenschaftler Horst-Peter Neitzke mehrere Hunderte dieser Studien
ausgewertet. Das Ergebnis:
O-Ton, Horst-Peter Neitzke, ECOLOG-Institut:
»Es gibt deutliche Hinweise
auf ein erhöhtes Krebsrisiko, auf Beeinträchtigung kognitiver
Funktionen, also Gehirn Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems,
Beeinträchtigung von Zellfunktionen. Und die machen es geradezu zwingend
unter Vorsorgegesichtspunkten, die Grenzwerte deutlich zu senken.«
Den Mobilfunkbetreibern reichen diese
Hinweise nicht aus. Sie verlangen den hundertprozentigen Beweis für
eine Gefährdung. Und den gäbe es nicht. Um diese Botschaft zu
verbreiten, haben die Betreiber extra in Berlin ein Informationsbüro
eingerichtet.
O-Ton, Immo von Fallois, Informationszentrum Mobilfunk:
»Die Grenzwerte in Deutschland
sind wissenschaftlich in Ordnung. Hier gibt es keinerlei Grund zur Sorge
bei Einhaltung der Grenzwerte.«
Die Interessen der Mobilfunkanbieter
sind klar. Wenn die Grenzwerte gesenkt würden, müssten sie die
Leistung der Antennen drosseln oder Antennen aus Wohngebieten entfernen.
Das würde Milliarden kosten, wäre aber technisch machbar. Das
zeigt das Beispiel Schweiz. Hier wurden die Grenzwerte vorsorglich auf
ein Zehntel der deutschen Werte gesenkt. Mobil telefonieren ist trotzdem
möglich, doch die deutschen Betreiber blocken.
Frage: Wäre denn eine Grenzwertabsenkung
technisch machbar?
O-Ton, Immo von Fallois, Informationszentrum Mobilfunk:
»Es geht hier nicht um die
Frage, ob die Grenzwertabsenkung technisch machbar ist. Es geht hier um
die Frage, ist der Grenzwert in Deutschland wissenschaftlich unter Gesundheitspunkten
einwandfrei. Und das ist er.«
Frage: Aber technisch, noch mal
die Frage, wäre es machbar?
O-Ton, Immo von Fallois, Informationszentrum Mobilfunk:
»Nein, es geht nicht um die
Frage der technischen Machbarkeit.«
Für die Stadt München dagegen
ist diese Frage entschieden. Dort gilt eine Verordnung: Auf städtischen
Gebäuden dürfen nur noch Antennen nach Schweizer Grenzwerten
aufgestellt werden. Der Münchner Umweltreferent ärgert sich über
die Entscheidung der Bundesregierung, denn auf Antennen auf privaten Gebäuden
hat die Stadt keinen Einfluss.
O-Ton Peter Lorenz, Umweltreferent München:
»Ich sehe hier, dass die Stadtgesellschaft
München wirklich in zwei Teile zerstritten ist, und es unglaubliche
Diskussionen und Streitereien auf sehr hohem emotionalen Niveau gibt. Hier
ist eine soziale Akzeptanz auf der Höhe, auf dem Niveau der geltenden
Grenzwerte nicht herstellbar.«
Denn der Protest nimmt an Schärfe
zu. Erst recht durch die Entscheidung im Kanzleramt. Diese Bürgerinitiative
in München hat schon zweimal die Errichtung eines Senders auf diesem
Hotel mitten in einem Wohngebiet verhindert. Durch Blockadeaktionen.
O-Ton:
»Deswegen konnte der Kran dann
nicht auf den Parkplatz fahren, weil da schon Leute waren. Das ist alles.«
Frage: Und der Mast konnte dann letztlich
nicht aufgebaut werden?
O-Ton:
»Die haben den wieder aufgeladen,
bzw. gar nicht erst abgeladen und sind wieder weggefahren.«
Und die Bürger wollen sich weiter
wehren, durch den Beschluss des Kanzlers erst recht angestachelt.
O-Ton:
»Das zeigt, dass die Politik
diese Mobilfunkproblematik überhaupt nicht ernst nimmt.«
O-Ton:
»Das Signal ist im Moment,
dass wir Bürger auf uns selber nur noch zählen können und
auf unsere eigenen Aktionen.«
O-Ton:
»Weil die Selbstverpflichtungen
in aller Regel immer nur so viel wert sind, wie die Bürger sie dann
durchsetzen.«
Das Machtwort des Kanzlers zu den
Mobilfunkgrenzwerten. Er beruft sich auf ein Expertengremium. Die Berater
hatten eine Grenzwertabsenkung aus Mangel an Beweisen nicht empfohlen.
Maßgeblichen Einfluss in der Kommission haben allerdings Fachleute,
die bekannt dafür sind, das Risiko der Mobilfunkstationen seit Jahren
klein zu reden.
Andere Stimmen, wie die von Wolfram
König, immerhin Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz,
sind da offenbar egal. Mehrfach sprach sich König in der Vergangenheit
für schärfere Vorsorgegrenzwerte aus. Das gleiche forderten Experten
im Sommer bei einer Anhörung im Bundestag. Warnungen seitenweise.
Bei der Anhörung war auch Professor Heyo Eckel von der Bundesärztekammer.
Die Ärztevertreter fordern schon lange, die Grenzwerte zu senken.
O-Ton, Heyo Eckel, Bundesärtzekammer:
»Die befragten Experten waren
sich grundsätzlich völlig einig darüber, dass man aus Vorsorgegründen
die Grenzwerte senken müsse. Wir waren eigentlich der Meinung, dass
wir sie überzeugt hätten davon, und den Eindruck musste man auch
gewinnen, bei dieser Anhörung.«
Frage: Und nun wurde im Kanzleramt
aber völlig anders entschieden?
O-Ton, Heyo Eckel, Bundesärtzekammer:
»Offensichtlich wurde im Kanzleramt anders entschieden. Ich denke mal, die können eigentlich nicht sachliche Gründe so sehr gehabt haben, denn die sachlichen Gründe liegen eigentlich offen.«
Keine sachlichen Gründe für den Industriekanzler. Es waren wohl mehr die wirtschaftlichen. Die UMTS-Milliarden, wichtiger als Vorsorge fürs Volk? In Wewelsburg machen sich die Bürger nun selbst zu Versuchskaninchen. Mit ihrem Blut als möglichem Beweis für die Auswirkungen der Mobilfunkantenne im Dorf. Auf die Politik verlässt man sich hier schon lange nicht mehr.
Die Elektrosmognews, Bürgerinitiativen und Organisationen in Deutschland haben genug von der Ignoranz unserer Politiker. Wir machen jetzt mobil gegen mobil und rufen zur 1. bundesweiten Demonstration gegen Mobilfunkantennen in Wohngebieten auf und fordern eine drastische Senkung der Strahlenbelastung durch Hochfrequenzstrahlung - und zwar überall dort, wo sich Menschen aufhalten.
Die 1. Pilotdemonstration findet am 16.2.2002 um 14 Uhr in Coburg/Marktplatz statt. Wir rufen alle Organisationen, kritische Parteien, Gruppierungen und Einzelpersonen auf, sich an der Pilotdemonstration zu beteiligen! Dieser müssen in regelmäßigen Abständen möglichst am gleichen Wochentag und zur gleichen Zeit weitere Demonstrationen folgen, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Wir machen jetzt von unserem verfassungsmäßigen Recht auf Versammlungsfreiheit Gebrauch! Die Gesundheit der Bevölkerung ist wichtiger als der Profit von Großkonzernen!
Für die Stadt Coburg wurde die Demonstration für den genannten Termin bereits beim Ordnungsamt der Stadt Coburg angemeldet. Tun Sie das auch in Ihrer Stadt/Ihrem Ort oder beteiligen Sie sich an der Pilotdemo in Coburg (Marktplatz)! Melden Sie die Demonstration beim Ordnungsamt Ihres Landkreises/Ihrer Stadt an!
Mailkontakt: webmaster@elektrosmognews.de