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Spanien: Bürgerproteste führten innerhalb weniger Monate zur Stillegung von mehr als 2000 Mobilfunkanlagen

Quelle: El Pais, 12.03.2002

Mehr als 2000 Anlagen binnen weniger Monate stillgelegt - Mobilfunkbetreiber wollen Druck auf Kommunen und Behörden ausüben

Die Ängste der Bevölkerung wegen befürchteter Gesundheitsschäden durch Mobilfunkantennen beginnen jetzt auch, die wirtschaftlichen Pläne der Mobilfunkbetreiber zu gefährden.

Kommunen und Bürgerinitiativen haben in wenigen Monaten mehr als 2000 Mobilfunkanlagen stillgelegt. Gleichzeitig werden den Betreibern die Genehmigungen für Neuerrichtungen verweigert, die diese für den Ausbau des Netzes für UMTS benötigen. Die Mobilfunkbetreiber sehen Investitionen in Höhe von 16 Milliarden Euro innerhalb von 10 Jahren gefährdet. Die Mobilfunkbetreiber Telefónica, Vodafone y Amena haben sich deshalb zusammengetan und werden diese Woche der Regierung einen gemeinsamen Plan vorlegen, in dem sie fordern, dass die Gesetze von Seiten der Verwaltungen und Kommunen nicht verwässert und kompliziert werden.

In den letzten Monaten mußten Telefónica Móviles, Vodafone y Amena zusehen, wie die Kommunen und andere Behörden und sogar Bürger- und Privatinitiativen ihnen die Genehmigungen für den Bau von 500 neuen Standorten verweigert, trotz Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben. Schlimmer noch, mehr als 2000 gültige Verträge wurden aufgelöst oder Erweiterungen/Änderungen an den Anlagen wurde nicht genehmigt.

Bei UMTS ist im Vergleich zu den bestehenden GSM-GPRS-Netzen eine Verdoppelung bis Verdreifachung der notwendigen Antennenzahl notwendig, um die gewünschte Netzabdeckung zu erreichen.

Außerdem hängt von der Entwicklung bei UMTS, die bereits um mehr als 1 Jahr im Rückstand ist, nicht nur die finanzielle Gesundheit der Betreiber ab, sondern auch der Gerätehersteller, die im vergangenen Jahr bereits eine starke Krise durchlitten, mit Millionenverlusten und Massenentlassungen.

Immer mehr Funkschatten-Zonen entstehen in Spanien.

Fälle wie die Schule García Quintana in Valladolid, oder die von Palencia, Soria, León und Mijas (Málaga), in denen Krebsfälle mit den Emissionen der Antennen in Verbindung gebracht wurden, haben eine Welle von Bürgerprotesten ausgelöst, auf die die Behörden mit der Verweigerung von Genehmigungen für neue Mobilfunkanlagen oder der Abschaltung bestehender Anlagen reagierten.

Die Betreiber haben jetzt eine gemeinsame Front gebildet, um zu beweisen, daß ihre Anlagen kein Gesundheitsrisiko bedeuten. Dazu werden diese Woche, Vertreter von die Vertreter von Telefónica Móviles, Javier Aguilera; Vodafone, John de Wit, und Amena, Belarmino García, einen Bericht vorlegen, in dem bescheinigt wird, daß die etwa 30.000 Antennen in ganz Spanien die gesetzlichen Grenzwerte einhalten.

Die Betreiber wollen, daß die Zentralverwaltungen sich verpflichten, die Bürger aktiver zu sensibilisieren und die Aktivitäten der autonomen Gebiete und Kommunen stoppen, die ihre eigene Gesetzgebung auf diesem Gebiet installieren wollten, was eine Vervielfachung der aktuellen Probleme bedeuten und die Investitionen noch mehr gefährden würden.

Kommentar der Elektrosmognews: Vorbildlich die Verhaltensweisen vieler spanischer Kommunen! Es gibt eben doch noch Menschen, die ihre Verantwortung für den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung höher bewerten als die finanziellen Interessen von Großkonzernen. Spanien wird immer mehr zum Vorreiter der Protestbewegung. Bleibt zu hoffen, daß sich Behörden und Kommunen nicht dem Druck der Mobilfunkindustrie beugen werden. Eine Technologie, die ihre Kunden tötet und deren Gesundheit irreparabel zerstört - bis in mehrere Generationen - kann nicht im Interesse der Industrie und Politik sein. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat erst am 11.3. öffentlich geäußert, daß die derzeit gültigen Grenzwerte dem Vorsorgeprinzip in keiner Weise Rechnung tragen. Ein Beharren auf den viel zu hohen Grenzwerten ist völlig sinnlos, wenn weit unterhalb dieser Grenzwerte schwerste Gesundheitsschäden auftreten.

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