Mehr zum Thema Mobilfunk und Gesundheit

Schweiz: Regierung von St. Gallen macht Druck beim Thema Mobilfunk und Gesundheit

Quelle: Tagblatt, 20.03.2003

Strahlen wecken Emotionen

Mobilfunk-Antennen: St. Galler Regierung macht Druck in Bern

St. Gallen. Die St. Galler Regierung fordert vom Bund möglichst bald klare und auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Entscheidungsgrundlagen für die Bewilligung von Mobil-funkantennen. Die Regierung kritisiert, die gegenwärtige Situation sei unhaltbar.

Andreas fagetti

Die Belastung von Mensch und Tier durch die so genannte nichtionisierende Strahlung (NIS) nimmt ständig zu. Mit der rasanten Entwicklung der Mobilfunktechnik wurde auch die Frage nach der gesundheitlichen Gefährdung immer drängender. In der Schweiz sind an rund 8000 Standorten Mobilfunk-Anlagen bewilligt worden. Im Kanton St. Gallen sind es mittlerweile über 500 Standorte.

Die Bewilligungsverfahren sorgen regelmässig für Aufruhr in den betroffenen Gemeinden. Die Emotionen gehen hoch und es hagelt Einsprachen. «In manchen Fällen sind es Hunderte», sagte Bauchef Willi Haag gestern an einer Medienorientierung.

Verunsicherte Bevölkerung

Die in der Bevölkerung weit verbreitete Unsicherheit werde von verschiedenen Quellen genährt. Umwelt-, Ärzte- und Gesundheitsorganisationen fordern tiefere Grenzwerte. Ausserdem würden laufend neue Studien zitiert, die über Schäden bei Belastungen weit unter den Grenzwerten berichteten. Dies führe dazu, dass gegen fast jedes Gesuch Einsprache erhoben werde. Entscheide, die unter Berufung auf die aktuelle Rechtsprechung des Bundesgerichts gefällt werden, würden harsch kritisiert und angefochten.

Wachsender Unmut

«Als Regierung sind wir mit dem wachsenden Unmut der Bevölkerung und auch der Gemeindebehörden konfrontiert», sagte Haag. Diese Situation sei unhaltbar. Sie müsse so weit als möglich geklärt werden. Daher drängt die St. Galler Regierung darauf, das vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Buwal) Ende November 2002 initiierte Forschungsprogramm «Nichtionisierende Strahlung, Umwelt und Gesundheit» voranzutreiben. Davon verspricht sich die St. Galler Regierung wissenschaftliche Grundlagen für die Risikoabschätzung der nichtionisierenden Strahlung im Niedrigdosis-Bereich.

Möglichst rasch

«Angesichts des dringenden Handlungsbedarfs erwarten wir zwingend, dass diese Forschungsarbeit unverzüglich in Angriff genommen wird und in der gebotenen Kürze abgeschlossen werden kann», heisst es im Brief ans Departement Leuenberger. Die Regierung versuche Druck in Bern zu machen, weil sie die Ängste der Bevölkerung ernst nehme und sie möglichst rasch klarere Entscheidungsgrundlagen möchte, erklärte Regierungsrat Willi Haag.

Mehr zum Thema Mobilfunk und Gesundheit