Schweiz: Tausende Unterschriften gegen Mobilfunkstrahlung
Aus: Basler Zeitung, 13.12.2001
Petition gegen Mobilfunk-Strahlung
Das Komitee «Stop dem Elektrosmog»
will erreichen, dass die Gesetze für Mobilfunkantennen verschärft
werden. Mit einer Petition fordert das Komitee den Solothurner Regierungsrat
zum Handeln auf.
Hochwald. gin. Den Hochwaldnern
könnten gesundheitliche Probleme drohen, wenn die geplante Mobilfunk-Anlage
in Betrieb genommen würde, sagt Bruno Dalle Carbonare vom Komitee
«Stop dem Elektrosmog». In 400 Meter Entfernung der geplanten
Anlage, also mitten im Dorf, werde die Strahlung noch 0,3 Volt pro Meter
betragen. In wissenschaftlichen Untersuchungen sei festgestellt worden,
dass sensible Menschen schon bei einer Bestrahlung von 0,06 Volt pro Meter
erste Beschwerden zeigen. Ab einer Bestrahlung von 0,1 Volt pro Meter könnten
bereits Langzeitschäden auftreten, erklärt Dalle Carbonare. Doch
die Bevölkerung kann sich gegen den Bau der Anlage kaum wehren. Denn
nach Gesetz sei heute im bewohnten Gebiet eine Anlage mit einer Strahlung
von bis zu 6 Volt pro Meter erlaubt. Die heutigen Grenzwerte würden
lediglich sicher stellen, dass der menschliche Körper durch die Strahlung
nicht übermässig erwärmt wird. Weitere biologische Auswirkungen
würden ausser Acht gelassen, meint Bruno Dalle Carbonare. Er weiss
jedoch von einer Studie, die vor drei Jahren in Deutschland bei 38 Bauernhöfen
durchgeführt wurde und an den Tag brachte, dass die Strahlung der
Mobilfunkantennen zu Missgeburten und zu Änderungen im Hormonhaushalt
und Immunsystem der Tiere führen kann. Bruno Dalle Carbonare ist zudem
davon überzeugt, dass die Strahlen einer Mobilfunkantenne schädlicher
sind als zum Beispiel Radiostrahlen.
Um den Missstand in der Gesetzgebung
zu beheben, hat nun das Hochwalder Komitee «Stop dem Elektrosmog»
eine Petition lanciert. Die Unterschriftensammlung soll bis Ende Januar
laufen. Bisher sind bereits tausend Unterschriften zusammengekommen, erklärt
Dalle Carbonare. In der Petition wird der Solothurner Regierungs- und Kantonsrat
gebeten, die Forderung der FMH-Ärzte zu unterstützen. Diese wollen,
dass der Bund den Grenzwert der Mobilfunkanlagen auf einen Zehntel verringert.
Weiter möchte die Petition, dass sich die Bevölkerung besser
gegen eine Mobilfunk-Anlage wehren kann. So sollen die Fristen für
die Planauflage und Einsprachen auf 60 Tage verlängert werden. Die
Einsprachen und Rekurse sollen durch eine Kommission geprüft werden,
der auch Umweltärzte angehören. Bis dieses Verfahren neu geregelt
ist, soll der Kanton ein Bewilligungsmoratorium für neue Anlagen verfügen.
Das Komitee will sich noch auf andere
Weise gegen die geplante Mobilfunk-Anlage in Hochwald wehren. Zurzeit ist
die Einsprache beim Verwaltungsgericht hängig. Delle Carbonare rechnet
sich aber keine grossen Gewinnchancen aus. Zusammen mit Bauern, der Universität
und einem Notar wollen sie das Blutbild von Kühen vor und nach Inbetriebnahme
der Mobilfunk-Anlage untersuchen, um ihre Argumente zu untermauern. Das
Blutbild ändere sich relativ rasch. Bereits nach drei Monaten seien
Veränderungen zu sehen. Weiter versucht das Komitee eine Sammelklage
auf die Beine zu stellen. Sie wollen auf Schadenersatz klagen, weil Häuser
in der Nähe von Mobilfunk-Anlagen eine Wertverminderung erleiden.
Delle Carbonare hält einen Erfolg für möglich, denn es liegen
schon ähnliche Gerichtsurteile vor. So hat die Schlichtungsstelle
des Genfer Mietgerichts in erster Instanz festgelegt, dass ein Hauseigentümer
die Miete wegen einer Mobilfunk-Anlage um 30 Prozent senken muss. Falls
genug Hausbesitzer bei der Sammelklage mitmachen, werde die Schadensumme
so hoch, dass sich das Unternehmen Orange den Betrieb der Antenne zwei
Mal überlegen werde, hofft Dalle Carbonare.
Er will mit der Petition aber auch
die Bevölkerung aufklären. So sei den wenigsten Menschen bewusst,
welche Auswirkungen auch die beliebten, schnurlosen Telefone haben können.
Die meisten schnurlosen Telefone würden mit der DECT-Technik arbeiten.
Dabei würden rund um die Uhr gepulste Strahlungen ausgesendet, die
gleich stark seien wie die Strahlungen einer nahen Mobilfunk-Anlage, betont
Delle Carbonare.